Die offensichtlich 1. Splitter in 1993. Intel CPU Upgrade, PowerPC Ankündigung (auch Apple), R4400 Vorstellung und ein Fluch über Intels neue iCOMP Zahlen.
Geliebte Prozessoren-Gemeinde
Also gut, nicht ganz ungerührt ob der Resonanz auf meine letzte Mail will ich meiner Berufung also weiterhin nachgehen. Ihr müsst halt verstehen, daß man irgendwann keine Lust mehr hat in den Wald zu brüllen ohne daß auch nur die kleinste Schallwelle zurückschlägt. Da ich jetzt also freudigst feststelle, daß ich mir die Mails nicht nur zur Eigenfreude hier ins Brett lege… frisch ans Werk:
Was so alles passiert ist in der Welt.
Langsam aber sicher wird es notwendig, daß Data Becker oder M&T ein weiteres überflüssiges Buch in ihr Programm aufzunehmen: Die Intel-Kompatiblen Bestimmungsfibel. Ist DX, SX, SL, SXL und SXVL gerade noch zu überschauen kommt jetzt auch noch Cyrix mit S2/Mhz (Also S2/50 etc.). Namentlich der 486S2/50. Er gehört zur Spezies 486SX, allerdings wurde der interne Cache auf 2K kastriert wobei die Cachelogik der des i486SX überlegen ist. Durch das interne doubleclocking *soll* der S2/50 einem i486SX/33 deutlich überlegen sein. Einige Dinge sind tatsächlich besser gelöst, als Intel erlaubt. Ich denke da an Bus-Snooping (siehe 68040-Mail), Writeback-Cache, der Dirty-Bits überflüssig macht (=Kein Schreiben der Dirtybits -> Zeitgewinn). Bis der erste 486DX-Clone kommt wird weiter kräftig im 386-Bereich abgeschöpft. Cyrix bietet hier den Cx486DRu^2 (Wirklich: Groß “DR”,klein “u”, hoch 2. Die derzeitige Krönug der Namensgebung) er entspricht dem 486DLC/2 und ist für die 386 Systeme mit 16 bzw 20 Mhz gedacht und soll so diesen Flügellahmen Systemen die doppelte Perfomance bieten. Nette Geschichte am Rande: Der Cx486DRu^2 ist ein echter Klotz. Zwar hat er die gleiche Grundfläche ist aber 2cm (!) höher. Spannend wird es in diesem Jahr…wer bringt den 486er Clone zuerst? AMD, Cyrix oder gar IBM? AMD scheint am Weiesten zu sein, der AM486 ist Gerüchten nach schon so gut wie fertig (man konnte ihn sogar unter Glas auf der Comdex besichtigen), doch AMD liegt ja immer noch mit INTEL im Gerichtssaal rum und so ist es gut möglich, daß Cyrix klamm heimlich an beiden vorbei seinen 486er (Codename M7) vorstellt. IBM sieht der Schlamschlacht natülich nicht tatenlos zu und stellt die Studie des 486DXC vor. Intern 100Mhz und 128K (!) interner Cache. Denkbar ist also, daß der Pentium bei seiner Vorstellung Leistungmäßig schon wieder von “alten” 486ern überholt ist. Aber eingentlich muß man den Intel-Clone-Fritzen echt dankbar sein…man bekommt mehr Leistung für weniger Geld und hat immer was zu schreiben im Prozessor-Brett.
Da war doch noch…
Lang lang ist’s her, da kam die Kunde ins Land, daß die drei Riesen IBM, Motorola und APPLE ein neues Reich schaffen wollen. Keine Segmentmauern sollten die User mehr umgeben, kein Gesetz aus der Informatiksteinzeit den Programmiererdrang stoppen. Die Riesen Motorola und IBM sollten den Prozessor schmieden und APPLE die Bürgerfreundliche Gesetzgebung stricken. Das Land sollte den Namen PowerPC tragen und auf verschiedenen Prozessoren siedeln. Viel Zeit ist seitdem vergangen…IBM baut Intelprozessoren, Motorola 68060er und Funktelefone und APPLE baut mehr oder minder Scheiße. Doch da: Ein Lichblick! Der PowerPC-Chip ist da. 601. Kein Peugeot, keine alte IBM’sche Heizanlage, nein, der CHIP für das PowerLand. 2,8 Millionen Transistoren in 0.6my-Technologie, 304 Pins am Hintern, 64 Bit Datenbus, 32 Bit Adressbus. Intern mit 50 oder 66Mhz (Kommt uns bekannt vor) aber auch heruntertaktbar durch verschiedene Teiler (1/2,1/3,1/4,….). Die Superskalar ausgelegte RISC-CPU bietet einige interessante Details. Sie ist z.B. die erste RISC-CPU (die ich kenne), die misallignte Zugriffe unterstützt. Was sagt uns das? Motorola hat die Finger im Spiel gehabt! So kann die Software auch mit oder von Motorola CPUs genutzt werden. Drei (!) Instruktionen pro Takt kann der 601 ausführen (und zwar beliebige, nicht wie der i860 handverlesen). Im direkten Vergleich zum i486DX/2 50 soll der 601 60% mehr Integer- und das 4-Fache (!) an Floatingpointperformanche bieten. Intern hat der 601 32K Cache der mit write-back Logik arbeitet (s.o.). Die Cacheline ist aber 64 byte lang (=4 Fache des 486). Durch Unterstützung des MESI-Protokolls (dazu mehr in einer extra Mail) ist Multiprocessing möglich. IBM will den ersten 601 wohl in der UNIX-POWER Serie unterbringen (PowerOpen), Apple hat einen Mac mit 601 unter $3000 in Aussicht gestellt.
Langsam aber gewaltig…
Kaum hat die Welt die erste 64-Bit CPU gesehen (Nein, nicht Alpha) da gibt es schon eine neue Version davon. Gemeint ist der R4000. Auf der Cebit ’92 konnte man ihn ja in der Silicon Graphics Crimson in Action betrachten. Doch jetzt wurde das Zauberteil nochmal überarbeitet um eben auch mit den Alphas von DEC mithalten zu können. Mal sehen was die Herren bei MIPS so verbessert haben. (Habe ich eigentlich schon erwähnt, daß Silicon Graphics MIPS gekauft hat?) Statt “müder” 50Mhz werkelt der R4400 jetzt intern mit 150Mhz (!), hat einen aufgeblasenen Cache von je 16K (D&I) und liegt jetzt in mehreren Versionen vor. Je nach Bedürfnis des Boardherstellers gibt es die Einstiegsversion R4400A (externer Cache bis 128K), R4400SC (externer Cache bis 4MB, 128-Bit Cacheline), R4400MC (wie SC nur um Multiprocessing erweitert) und R4400VFX (Der Stromsparer sonst wie die A-Version). Die 2,3 Milllionen Transistoren drängen sich in 0,6my Technologie im R4400MC auf 15x10mm. Das gereicht zu 95 Specint89 und 126 Specfloat89.
Sehr interresante Geschichte das. Wie ich mich ja schon einmal darüber ausgelassen habe, kommen die Chipschmieden immer wieder auf neue Ideen, was die Geschwindigkeitsangabe ihrer Sprößlinge betrifft. Km/h und Mph sind reine Waisenkinder dagegen. War die welt bei Mips noch in ordnug wackelte es später schon gewaltig bei VAX/Mips, Landmark, CheckIt/Mips und Drhystones etc.etc.. Jetzt gibt es einen Standard, sagt man. SpecTest. Eine Testsuite die definitiv aussagen soll, wie schnell eine CPU ist. SpecInt verrät uns die Integer- performance, SpecFloat tut das für die Flieskommaheinis. Schade nur, daß man sich nicht auf einen SpecTest einigen kann, denn jedes Jahr erscheint eine neue Version und so hängt man also noch schnell das Jahr des Testes hinten dran. Gängig sind momentan SpecTest 89 und 92. Doch was nützt mir die Angabe von 89 wenn ich eine andere CPU mit 92 vergleichen will? Tja, das fragen sich wohl auch andere… Der Knaller bot sich dem Leser des neuesten Vobis “Denkzettels”. INTEL scheißt auf alles und ersinnt den iCOMP oder so ähnlich (intel Performance Compare bla bla bla) und stuft hier den i486SX bei 100 ein. Da bedanken wir uns doch recht herzlich…wann gibt es denn die Umrechnungstabelle für MIPS, Drhysones, SpecInt89, SpecInt92, VAX/Mips und iCOMP?
Meine recht zuverlässigen Daten zu Intel CPUs: i386DX/33 9,5 (echte) Mips i486SX/25 12 Mips i486DX/33 27 Mips i486DX/50 40 Mips …falls das jemanden interessiert:-)
mfg AXEL